Niederlande
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Routenplaner
Montag, 1. Januar 1945. An diesem Neujahrstag fand der letzte große Luftangriff der Luftwaffe statt.
Im Rahmen der Operation Bodenplatte werden Flugplätze der Alliierten in den südlichen Niederlanden und Belgien bombardiert, um die Oberhand in der Luft zurückzugewinnen. Am Boden werden Reihen von Flugzeugen bombardiert, in der Luft sind die deutschen Kampfflugzeuge verwundbar. Und was ihnen im weiteren Verlauf des Krieges am meisten schadet: Eine große Gruppe hochqualifizierter Piloten geht an die Deutschen verloren.
Als Piloten ist es zur Gewohnheit geworden, sich vor jedem Flug "viel Glück" zu wünschen, doch an diesem Tag klang es eher wie eine Beschwörung oder Hoffnung wider besseres Wissen. Wir haben schon viele Schlachten mit den Briten geschlagen, aber jetzt müssen wir auf einen Bomberflug verzichten. Beim Briefing erfuhren wir, dass wir - trotz des ganzen Flugverkehrs - von Nordhorn aus im Tiefflug über Twente zum Luftwaffenstützpunkt Evere bei Brüssel fliegen werden. Dort werden wir Bomben auf die stationierten Handley Pages abwerfen und dann die weiter entfernt geparkten Douglas Dakotas treffen.
In unserer ersten Angriffswelle haben wir den Briten einen gehörigen Schrecken eingejagt: Es gelang uns, eine ganze Reihe von Bombern abzuschießen. Dabei haben wir in ein Wespennest gestochen: Die Leute kamen von allen Seiten angerannt.
Als wir den zweiten Angriff starteten, war der Himmel von den Schlieren und Sternen der wiederholten Flakgeschütze erleuchtet. Dennoch machten wir weiter und verzeichneten eine weitere Runde von Treffern, von denen ich allerdings nur sehr wenig mitbekam. Ich musste selbst einen Treffer einstecken und sah wegen des Öls auf dem Glas meines Cockpits verdammt wenig.
Auf dem Rückflug habe ich Vertrauen in meine Focke Wulf: Sie hat schon einmal bewiesen, dass sie mit ihrem breiten Fahrwerk und dem starken Rücken auch auf unwegsamem Gelände landen kann. Sollte es zu einer Notlandung kommen, ist sie dafür gebaut: Diesen Tag werde ich überleben.
Norbert Risky stürzt gegen 10 Uhr auf einem Feld bei Dalfsen ab. Sein Flugzeug ist vielleicht eines von 300 deutschen Flugzeugen, die an diesem Tag verloren gehen - aber er selbst überlebt. Als er verwundet aufgefunden wird, transportiert man ihn auf einer Leiter zum nächstgelegenen Bauernhof am Smalleweg: Risky wird den Krieg überleben.
Text Hugo van den Ende
Recherche Stefan Hendriks