Niederlande
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Die Befreiung der drei südlichen Provinzen in den Niederlanden hat viele Opfer unter der Zivilbevölkerung zur Folge, jedoch selten als Folge eines Kriegsverbrechens.
Die Befreier
Heusden Vesting wird am Sonntag, den 5. November 1944, durch das 5. Bataillon der Queen's Own Cameron Highlanders befreit. Im Laufe des Vormittags marschiert die A-Kompanie unter der Führung von Major Eric Mainwearing in die Stadt ein.
Beobachtungspunkt
Einer seiner Soldaten, Sergeant Baxter, geht mit zwei Kameraden zu den Überresten des Rathauses. Er sieht dort die Leichen von Zivilisten liegen. Aber das ist - leider - kein ungewöhnlicher Anblick für die Schotten. Die Camerons werdenn noch am selben Tag abgelöst und verlassen die Stadt, ohne eine Ahnung von der Katastrophe zu haben, die sich in Heusden ereignet hat. Was war geschehen? Um dem Feind Beobachtungspunkte zu entziehen, ist es üblich, bei einem Rückzug hohe Punkte wie Kirchtürme zu sprengen. Auch in Heusden wurden in den Tagen vor dem Angriff der Alliierten mehrere Gebäude gesprengt. Für derartige Aktivitäten war die deutsche Pioniereinheit, das Pionier-Bataillon 159, zuständig. In Heusden war die 2. Kompanie unter Oberleutnant Pfühl aktiv.
Das Rathaus
Eines der unterspülten Gebäude in der Festungsstadt ist das Rathaus aus dem Jahr 1461. Seit dem 30. Oktober 1944 sind Teile des Erdgeschosses überfüllt, etwa 170 Einwohnerinnen und Einwohner haben hinter den dicken Mauern Schutz gesucht. Am Tag, an dem die Operation Guy Fawkes beginnt, halten sie sich im Großen Saal und dem dahinter liegenden Lagerraum auf. Die Heusdener werden unruhig, als sie deutsche Soldaten sehen, die Körbe und Kisten schleppen. Dennoch fühlen sie sich sicher, zumal auf derselben Etage ein Posten des Deutschen Roten Kreuzes eingerichtet ist. Als die Heusdener fragen, ob sie in Sicherheit sind, beruhigt sie der deutsche Arzt. Doch als der Posten gegen Mitternacht geräumt wird und sich keine deutschen Einheiten mehr im Rathaus befinden, beschleicht die Anwesenden erneut ein ungutes Gefühl.
Mord
Um zehn nach zwei Uhr morgens wackeln alle Gebäude in Heusden; die römisch-katholische Kirche am Wasser wird in die Luft gesprengt. Zehn Minuten später folgen die Westseite und der Turm der niederländisch-reformierten Kirche. Wieder fragen sich die Menschen, die im Rathaus Schutz suchen, was sie tun sollen: bleiben oder gehen? Da auch die Straßen gefährlich sind, bleiben alle drinnen. Zehn Minuten später treffen drei deutsche Pioniere am Rathaus ein. Zwei Heusdener Bürger sitzen am unteren Ende der Wendeltreppe. Einer von ihnen folgt den Deutschen die Treppe hinauf und fragt, was hier los sei. Die Deutschen beruhigen ihn und gehen kurz darauf wieder hinunter. Zwei Minuten später folgt die Explosion. Die Folgen sind schrecklich. Der Turm des Rathauses wurde gesprengt und riss beim Einsturz alle Stockwerke, Innenwände und die Außenwände auf der Ostseite mit. Einen Tag später wird der letzte von etwa 30 Überlebenden aus den Trümmern geborgen und die Leichen von 134 Menschen gefunden. Ein tragisches Missverständnis? Nein, ein Kriegsverbrechen. Seitdem wird in Heusden jedes Jahr dieses Ereignisses gedacht.
Adresse
Heusden