Geschichte

Drei anständige Deutsche

Niederlande

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Routenplaner

Am Samstag, den 5. November 1944, ereignen sich in der heutigen Gemeinde Heusden fast zwei Massenmorde. Doch einer wird gerade noch rechtzeitig verhindert.

Als die Front Ende Oktober 1944 näher an die Ortschaft Drunen heranrückt, suchen immer mehr Menschen dort Schutz. Einer dieser sicheren Zufluchtsorte befindet sich in der Herzogin von Brabant-Mühle, einer Getreidemühle aus dem 17. Jahrhundert. Als die Front am 30. Oktober 1944 am Afwateringskanaal von 's-Hertogenbosch nach Drongelen zum Stehen kommt, befindet sich Drunen an der Frontlinie. Die Zahl der Menschen, die in der Mühle Zuflucht suchen, steigt dadurch auf 95. Sie sind zusammengepfercht wie Sardinen in einer Dose und die Spannung ist fast greifbar. Die Erwachsenen beten zu Gott und der Jungfrau Maria. Und sie sind sich einig, dass nach dem Krieg ein Marienbildnis in der Mühle aufgestellt werden soll.

Da die Mühle ein prominenter Aussichtspunkt ist, wird noch am selben Tag eine Gruppe von drei deutschen Soldaten in der Mühle stationiert. Am 30. Oktober 1944 sprengt dieses Sprengkommando unter Wachtmeister Kuche die Brücke von Baardwijk. Sie erhalten den Befehl, auch die Mühle zu sprengen, sobald die alliierten Truppen den Angriff auf Drunen beginnen. Am Freitag, den 3. November 1944, werden Munition und Proviant geliefert. Als am folgenden Nachmittag der Beschuss einsetzt und der Angriff der Alliierten beginnt, beschließen die drei Deutschen, den Befehl zu ignorieren und stattdessen die Brücke bei Heusden anzusteuern. Sie hatten die Route einige Tage zuvor ausgekundschaftet. Sie brechen in aller Stille auf, und erst viel später wird den Zivilistinnen und Zivilisten klar, welcher Katastrophe sie so knapp entgangen sind.

Es ist ein Akt außergewöhnlicher Barmherzigkeit in einer Zeit, die von beispielloser Brutalität geprägt ist. Auf diese Weise wurde das Leben von 95 Personen gerettet, darunter auch das des späteren Ministers Martin van Rooijen. Die Mühle ist einer Katastrophe entgangen. Dass es auch anders kommen kann, zeigte sich in Heusden, wo bei der Sprengung des Rathauses am 5. November 1944 nicht weniger als 134 Einwohner getötet wurden.

Zehn Jahre nach der Beinahe-Katastrophe wird das Versprechen der Bewohner eingelöst und ein Bild der Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe über der Eingangstür der Mühle aufgestellt. Eine bleibende Erinnerung an dieses Wunder.

Adresse

Drunen