Schlachtfeld

Die Befreiung von Doetinchem

Niederlande

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Die Stadt Doetinchem blieb während des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont, wurde jedoch kurz vor ihrer Befreiung am 2. April 1945 dreimal von alliierten Kräften bombardiert. Über 120 Gebäude wurden zerstört, und 170 Menschen kamen dabei ums Leben.

Am Karfreitag, dem 30. März 1945, brachen bei dem Weiler ’t Woold nahe Winterswijk, unweit von Doetinchem, schwere Kämpfe aus. Die Gefechte dauerten den ganzen Tag und am nächsten Morgen rollten britische Panzer in eine verlassene Stadt. Die meisten Bewohner waren geflohen, doch am 31. März kehrten sie nach der bestätigten Befreiung in großer Zahl zurück. Die Einheimischen Jan Meerdink und Jo Huiskamp stiegen auf den Kirchturm, hissten die niederländische Flagge und sangen patriotische Lieder. „Der Wind hätte uns beinahe mit der Flagge davongetragen“, erinnerte sich Huiskamp später.

In der Zwischenzeit hatten die deutschen Truppen Doetinchem in ein Widerstandsnest – eine befestigte Stellung – verwandelt. Zufahrtsstraßen wurden mit betonierten Eisenbahnwaggons blockiert, mehrere Brücken mit Sprengstoff präpariert. In Erwartung eines Angriffs aus Südwesten verstärkten sie dort die Verteidigung – doch am Ostersonntag, dem 1. April 1945, näherten sich die kanadischen Truppen stattdessen aus östlicher Richtung über Gaanderen. Am Stadtrand wurden sie von Angehörigen des Widerstands empfangen. Beim weiteren Vorrücken ins Zentrum stießen sie auf heftigen deutschen Widerstand.

Die Bewohnerin Wil van Hilten-Greven erinnerte sich daran, wie sie sich an diesem Tag im Keller versteckte: „Wir schlichen nach oben und spähten durchs Schlafzimmerfenster. Wir sahen deutsche Soldaten, die sich direkt neben unserem Haus eingegraben hatten – und in der Ferne die roten Helme der Kanadier, die die Brücke überquerten.“ Wil Hondorp beschrieb gemischte Gefühle: „Wir tanzten vor Freude im Garten – bis wir plötzlich deutsche Soldaten in den Gräben sahen. Wir hatten furchtbare Angst – aber sie wollten sich ergeben.“

Einige deutsche Soldaten weigerten sich dennoch zu kapitulieren, und die Kämpfe dauerten noch einen weiteren Tag an. Am Abend des 2. April 1945 war Doetinchem schließlich vollständig befreit. Die Stadt war schwer beschädigt – besonders die Hezestraat, wo sich deutsche Soldaten in einem Keller verschanzt hatten und mit Flammenwerfern herausgetrieben wurden. Dabei entstand ein verheerender Brand.

C.A. van Hilten erinnerte sich: „Die Leute rannten auf die Straße. Kanadische Schützenpanzer und gepanzerte Fahrzeuge standen in Reih und Glied. Sie machten Tee, aßen strahlend weißes Brot und verteilten Zigaretten aus runden Blechdosen – wir rauchten, als gäbe es kein Morgen. Als ein Nachbar durch die Straße rief: ‚Kommt aus dem Keller – wir sind frei!‘, fühlte es sich fast unwirklich an.“

Die Stadt war endlich frei – doch das Feiern würde noch Zeit brauchen.

Adresse

Torontostraat, Doetinchem, Nederland