Geschichte

Korporal Leo Mayor und die Befreiung von Zwolle

Niederlande

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Am 13. April 1945 wurde Zwolle von der deutschen Besatzung befreit. Auch wenn mehrere kanadische Regimenter Anspruch auf diese Heldentat erheben, ist es die Geschichte eines Einzelnen, die besonders im Gedächtnis bleibt: Korporal Leo Major vom frankokanadischen Régiment de la Chaudière. Sein nächtlicher Alleingang wurde zu einer legendären Erzählung.

Leo Major wurde am 23. Januar 1921 in New Bedford (USA) geboren und war das älteste von dreizehn Kindern. Er wuchs unter schwierigen Umständen auf und verließ früh das Elternhaus. Mit achtzehn Jahren meldete er sich aus Abenteuerlust freiwillig zur kanadischen Armee. Als Angehöriger des französischsprachigen Régiment de la Chaudière wurde er zum Scharfschützen und Späher ausgebildet und landete am D-Day in der Normandie.

Im Verlauf der Kämpfe in Europa wurde er zweimal verwundet. In der Normandie verlor er das Augenlicht auf dem linken Auge, kehrte jedoch an die Front zurück. Später wurde er verletzt, als sein Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Dennoch kämpfte er weiter – entschlossen, seinen Auftrag zu erfüllen. Seine Sturheit brachte ihn oft in Konflikt mit Vorgesetzten, doch seine Tapferkeit verschaffte ihm jedes Mal seinen Rang zurück.

Die Befreiung von Zwolle stellt das bemerkenswerteste Kapitel seiner Kriegsgeschichte dar. In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 meldeten sich Leo Major und sein Kamerad Willy freiwillig, um in die Stadt vorzudringen und deutsche Stellungen auszukundschaften. Kurz nach ihrem Eindringen wurde Willy getötet – ein Verlust, der Leo in Wut versetzte. Allein griff er mehrere deutsche Posten an, warf Handgranaten, feuerte mit seiner Sten Gun und nahm zehn deutsche Soldaten gefangen. Diese Angriffe wiederholte er die ganze Nacht über. Schließlich verbreiteten seine unablässigen Angriffe so viel Angst unter den deutschen Truppen, dass diese die Stadt verließen.

Am nächsten Morgen rückten kanadische Verbände in die Stadt ein – doch der Legende nach war Leo Major bereits dort gewesen. Er soll sechs Stunden lang in Zwolle unterwegs gewesen sein, Kontakt zum Widerstand aufgenommen und sich schließlich völlig erschöpft zu seiner Einheit zurückgeschleppt haben. Für diese außergewöhnliche Tat erhielt er die Distinguished Conduct Medal – eine der höchsten britischen Auszeichnungen für Tapferkeit.

Doch die Geschichte der Befreiung Zwolles ist nicht eindeutig. Mehrere Regimenter beanspruchen, als Erste in der Stadt gewesen zu sein. Das 7th Recce Regiment meldete, bereits am Abend des 13. April in Zwolle vorgestoßen zu sein. Auch die Regina Rifles entsandten am nächsten Morgen Patrouillen, die keine deutschen Truppen mehr vorfanden. Selbst Widerstandskämpfer aus Almelo berichteten, sie seien in die Stadt gelangt, ohne kanadischen Einheiten zu begegnen. Wer Zwolle tatsächlich zuerst befreite, wird sich vielleicht nie mit Sicherheit klären lassen. Doch die Geschichte von Leo Major – dem Mann, der im Alleingang eine Stadt befreite – bleibt einer der heldenhaftesten und eindrucksvollsten Momente der Befreiung der Niederlande.

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​​8011 SG Zwolle​