Frankreich
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Routenplaner
Auf den sechs Ebenen des Turms kann der Besucher alle Räume durchstreifen, die bis ins letzte Detail wiederhergestellt wurden: Maschinenraum, Gasfilterraum, Kasematte mit Maschinengewehr zum Schutz des Eingangs, Schlafraum, Apotheke, Medikamentenlager, Krankenstation, Waffenkammer, Munitionslager, Funkstation, Telefonzentrale, Beobachtungsposten mit leistungsstarkem Entfernungsmesser. Vom obersten Stockwerk aus hat man einen 360°-Rundblick über den Küstenabschnitt Sword Beach und die Bucht der Seine von Le Havre im Nordosten bis Quinéville im Nordwesten.
Es werden viele Fotos, Dokumente und andere den Bau des Atlantikwalls betreffenden Gegenstände, die Artillerie, die Küstenverteidigungsanlagen und vieles mehr gezeigt. Das Museum vermittelt auch Einblicke in die Taktik der speziell mit Blick auf die Kampfhandlungen am D-Day für den Angriff auf die Verteidigungsanlagen des Atlantikwalls ausgebildeten Überfallkommandos sowie in das Alltagsleben der deutschen Soldaten.
Geschichte des Bunkers
Am 9. Juni 1944, drei Tage nach der Landung der Briten, gab die Besatzung des „großen Bunkers“, des Herzstücks des Atlantikwalls im britischen Sektor von Sword Beach, seine Waffen ab.
Das am Meer gelegene Gebiet von Riva Bella war von den Deutschen befestigt worden. Er war von etwa vierzig befestigten und bewaffneten Posten umgeben, die mit Minenfeldern, Panzerabwehrgräben, Stacheldraht und Hindernissen am Strand gesichert waren.
Anfang 1943 wurden die deutschen Artilleriegeschütze, die 1942 am Strand aufgestellt worden waren, durch einen großen, 1200 m langen und 200 m tiefen Unterstand vor der Küste geschützt. Im Mai 1944 befanden sich vier Kasematten im Bau. Während des Baus wurden die Geschütze ostwärts von Saint-Aubin-d'Arquenay verlegt, um ihre Zerstörung durch die immer häufigeren Bombardierungen der Alliierten zu verhindern. Am 6. Juni befanden sie sich immer noch dort.
Ab 1942 wurde als Teil des Atlantikwalls eine Feuerleitstelle mit Ausblick aufs Meer, der „große Bunker“, errichtet.
Mit seinen siebzehn Metern Höhe, verteilt auf fünf Stockwerke, bot der Betonturm den deutschen Artilleriebeobachtern, die ihre Entfernungsmesser auf dem oberen Stockwerk montierten, einen außergewöhnlichen Blickwinkel. Von diesem Beobachtungspunkt aus wurden die Schießbefehle an die sechs Batteriegeschütze gegeben.
Als die britischen Kommandotruppen am Sword Beach landeten und nach Riva Bella vorrückten, waren sie sehr überrascht. Diese Befestigungsanlage war weder auf Luftbildern noch in den Aufzeichnungen der französischen Résistance verzeichnet. Die Briten wussten allerdings, dass sechs 155-mm-Geschütze in der Nähe der Hafenschleuse standen. Die Artilleriegeschütze waren jedoch am Morgen verschwunden, da sie zum Schutz vor Bombenangriffen nach Saint-Aubin-d'Arquenay zurückverlegt worden waren.
Die Briten beachteten den Betonturm drei Tage lang nicht, da er offenbar keine Gefahr darstellte. Am 9. Juni stellten die Pioniertruppen jedoch fest, dass er noch immer besetzt war. Am Abend wurde der Beschluss gefasst, einen Angriff zu unternehmen. Die Feuerleitstelle fiel in die Hände von Leutnant Bob Orrell und drei seiner Männer von den Royal Engineers.
Nachdem sie die gepanzerte Eingangstür mit Sprengladungen zerstört hatten, drangen sie in den Bunker ein und nahmen die 53 deutschen Soldaten gefangen, die sich dort seit dem Morgengrauen des 6. Juni verschanzt hatten.