Biographie

Hermine Brausteiner

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Hermine Brausteiner oder "Mare" von Majdanek, wie KZ-Häftlinge sie nannten, sagte aus, dass sie Kinder ihren Müttern entrissen und ihnen mit ihren Schuhen die Kehle zugedrückt hat. Während des dritten Prozesses gegen die Majdanek-Besatzung zeigte sie keine Reue, manchmal löste sie sogar während dem Prozess Kreuzworträtsel. Sie wurde beschuldigt, dass sie über tausende an Morden begangen haben soll.

Hermine Brausteiner wurde in Wien in einer streng katholischen Familie geboren. Schwierige häusliche Verhältnisse zwangen die Österreicherin schon in jungen Jahren zum Arbeiten. Zunächst arbeitete sie bei einem Tierhändler, dann ging sie in die Niederlande zu ihrer jüngeren Schwester, die ihr eine Stelle als Putzfrau vermittelte. Dies war jedoch nicht möglich, da sie aufgrund ihrer schlechten Lese- und Schreibkenntnisse nicht zur Schule gehen konnte.

Nach dem Anschluss Österreichs begann Hermine Braunsteiner in einer Rüstungsfabrik zu arbeiten, meldete sich aber freiwillig, um ihren Lebensunterhalt als SS-Aufseherin zu verdienen. Im Jahr 1939, als sie 20 Jahre alt war, wurde sie nach Ravensbrück geschickt. Zwei Jahre später wurde sie Leiterin des Kleiderlagers des Lagers. Im Jahr 1942 erhielt sie eine weitere Beförderung. Sie wurde ins KL Lublin (Majdanek) versetzt, wo sie stellvertretende Leiterin des Lagerbüros wurde, die Elsa Ehrich hieß.

Die neue Leiterin war ein Schrecken unter den weiblichen Häftlingen und nahm an allen Selektionen für die Gaskammern teil. Sie ermordete kaltblütig Frauen und Kinder. Hermine Braunsteiner lernte schnell von ihrer Vorgesetzten. Bald wurde sie von den weiblichen Häftlingen in Majdanek "Mare" oder "Tratting Mare" genannt, weil die Österreicherin oft die Ermordung von Häftlingen durch das Zerquetschen ihrer Körperteile herbeiführte.

Eine Majdanek-Häftling, Danuta Brzosko-Mędryk, beschrieb sie wie folgt:

Die Adjutantin - eine große, knochige Blondine mit einem Pferdegesicht - flößt schon aus der Ferne Angst ein. Sie ist boshaft, rachsüchtig, vulgär und herrisch.

In nur wenigen Monaten erreicht Hermine Braunsteiner die nächste Sprosse ihrer Karriere. Sie wird zunächst SS-Rapportführerin und dann stellvertretendeSS-Oberaufseherin und erhält für ihre hervorragenden Leistungen das Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse. Im Jahr 1944 bat sie um eine Versetzung. Sie wurde nach Genthin, einem Außenlager von Ravensbrück, geschickt, wo sie dann Leiterin wurde.

Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee floh sie in ihre Heimat Österreich zurück. Nach ihrer Verhaftung wurde sie vor ein Wiener Gericht gestellt, wo sie zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Sie wurde nur für die letzten Kriegsmonate verurteilt, da die Österreicherin nicht zugab, in Majdanek gewesen zu sein, was die Staatsanwaltschaft nicht nachweisen konnte.

Hermine Braunsteiner wurde nach einigen Monaten entlassen. Sie lebte in Österreich, wanderte aber nach einigen Jahren mit einem amerikanischen Soldaten in die Vereinigten Staaten aus, den sie heiratete und nach dem sie den Nachnamen Ryan annahm. 1964 wurde sie von dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal aufgespürt, der zuvor in Tel Aviv von drei weiblichen Majdanek-Häftlingen angesprochen worden war, die ihn baten, nach einem Verbrecher zu suchen, der nicht zur Rechenschaft gezogen worden war.

In der Zeit des Kalten Krieges schenkte die amerikanische Öffentlichkeit den Berichten über ihre Verbrechen keinen Glauben. Es gab auch lange Bemühungen, ihr die amerikanische Staatsbürgerschaft zu entziehen. Dies gelang erst im Jahr 1971. Die amerikanische Regierung erhielt zwei Ersuchen um die Auslieferung von Hermine Ryan, und zwar von Deutschland und Polen. Die Auslieferung der Frau an die Regierung der Bundesrepublik Deutschland wurde bewilligt, was ihr möglicherweise das Leben rettete, da ihr in diesem Land nicht die Todesstrafe drohte, was aber in Polen der Fall gewesen wäre.

Der Prozess dauerte sechs Jahre, während der sie gegen Kaution freigelassen wurde. Es gab jedoch Drohungen gegen Zeugen in dem Fall, so dass sie bald wieder hinter Gitter kam. Im Jahr 1981 wurde sie zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie wurde der Mittäterschaft an der Ermordung von über 1000 Menschen für schuldig befunden. 1996 wurde sie von Johannes Rau, dem späteren Bundespräsidenten, begnadigt. Sie starb drei Jahre später in Bochum.